Das Stichwort "Leben" bietet einen ersten Anknüpfungspunkt für die Frage, was denn in einer zukünftigen ökologischen Gesellschaft archaische Qualität bedeuten soll. Eine solche Gesellschaft soll in ihrer geistigen Verfassung das Leben wieder in das Zentrum stellen. In einer Kritik der bisher in unserem Jahrhundert vorherrschenden Philosophie meint Skolimowski:
Und er fordert deshalb eine neue Philosophie, eine Öko-Philosophie, die sich am Leben orientiert, im Gegensatz zur modernen Philosophie, die sich an der Sprache
orientiert.125Vgl. Skolimowski 1988: 37 ff.
Dies ist nicht nur von Bedeutung für unser Verständnis von der Welt, sondern auch auf handfesterer Ebene für die menschliche Kommunikation. In ihr können sprachliche Elemente nicht-formaler, nicht-logischer und nicht-argumentativer Art eine grundlegende Rolle spielen, abgesehen von nicht-verbalen Komponenten, die ebenso wichtig sein mögen. Maurice Stein weist auf die impliziten Bedeutungen mythischer Geschichten hin. Eine solche Geschichte kann uns mehr über menschliche Grenzen und Tragödien des menschlichen Sich-Übernehmens (engl. "over-reaching") sagen als viele Bücher über Ethik, so meint er. Dies ist möglich, weil sie primär nicht unseren Kopf, sondern unser Herz anspricht: "But it speaks first to the ear of the heart and only when that ear listens can the ear of the head hear what is being
said."126Maurice Stein 1964: 206.
Und sie spricht unser Herz an, weil sie nicht in uns geläufiger wissenschaftlicher Weise mit der genauen Bedeutung von Wörtern operiert, sondern eine poetische Sprachform verwendet, bei der Zweideutigkeiten nicht nur zugelassen sind, sondern vielleicht sogar eine notwendige Funktion haben. Stein zitiert in diesem Zusammenhang E.R. Leach:
Dies stimmt überein mit der Auffassung von Gebser, wonach sich mythische Aussageformen durch eine ambivalente Polarität, eine Zweipoligkeit auszeichnen, während sich im mentalen Bewusstsein daraus eine Gegensätzlichkeit entwickelt (vgl. 2.1 und 4.4 in
"Bewusstsein").128Siehe Gebser 1949: 108 ff.
Und Mary Catherine Bateson weist darauf hin, dass wir üblicherweise einen unvollständigen Zugang zur Komplexität haben, die wir selbst darstellen, und dass wir diesen Zugang mittels Poesie verbessern können: