Wie verhält sich diese Dreiteilung hinsichtlich des Umweltbezugs einer menschlichen Gesellschaftw? Auf dem Niveau der Infrastruktur ist dieser offensichtlich: Hier geht es um den materiellen Stoffwechsel, Ressourcenverbrauch einerseits und Abfallproduktion andererseits. Allerdings hat es uns in neuerer Zeit an der Einsicht gefehlt, dass es ökologisch intakte Lebensgrundlagen braucht, um eine bestimmte Art des Stoffwechsel aufrecht erhalten zu können, bzw. umgekehrt dass der Stoffwechsel einen umweltverträglichen Charakter haben muss, wenn er die Lebensgrundlagen nicht zerstören soll (vgl. 1.2.1). Bei archaischen Gesellschaftenw waren entsprechende Vorstellungen meist implizit in ihrer religiös motivierten Weltsicht enthalten, also von ihrer Kulture gesteuert. Auch für die in der Landwirtschaft Tätigen der Antike, des Mittelalters und der frühen Neuzeit war die Bedeutung dieses Aspektes noch klar. Im Industrialisierungs- und Konsumrausch der Moderne dagegen ist unsere Abhängigkeit von den Lebensgrundlagen weitgehend in Vergessenheit geraten und wird uns erst jetzt angesichts der Umweltprobleme wieder schmerzlich bewusst.
Weniger klar ist die Situation für die Superstruktur. Aber natürlich gibt es eine psychische Dimension der Mensch-Umwelt-Beziehung. Wir nehmen Dinge wahr und lassen uns von ihnen u.U. in einem positiven oder negativen Sinne beeindrucken. Für die Kultur
e vorindustrieller Gesellschaften
w, jedenfalls für deren relativ naturnah lebenden Bevölkerungsteil, hat diese Verbindung zweifellos eine grosse Rolle
gespielt.16Damit werden wir uns näher im Rahmen des Themas "Bewusstsein" befassen.
Dass sie dies auch für eine moderne Gesellschaft
w tut oder tun sollte, müssen wir vielleicht erst wieder lernen. Dabei scheint es, dass diese psychische Beziehung nur in der einen Richtung wirkt, von der Umwelt auf uns. Oder was müsste man sich unter einer durch uns verursachten psychischen Beeinflussung der Umwelt vorstellen? Kann es das überhaupt geben? Vielleicht, wenn wir der Theorie der morphischen Felder von Rupert Sheldrake Glauben schenken (vgl. 2.5.4 in "Biologische Evolution"). Am eindeutigsten hingegen präsentieren sich die Verhältnisse auf der Ebene der Struktur, aber eben auch nur scheinbar. Die herkömmliche Auffassung von Gesellschaft
e als Organisationsform des Zusammenlebens betrifft ja nur Menschen, was eine Beziehung zur Umwelt ausschliessen würde. Aber dies ist ja gerade unser Problem heute, dass wir den Eindruck haben, wir könnten uns unabhängig von unserer Mitwelt organisieren. Hier stellt sich also die Frage einer entsprechenden Erweiterung des Gesellschaftsebegriffs, so wie sie etwa von Wolfgang Zierhofer angegangen wird (vgl. mit 2.4 in "Einführung in die Humanökologie"). So gesehen ist hier die Situation eigentlich am unklarsten.