Die in 2.2 betrachtete Strukturationstheorie von
Giddens34Giddens 1984.
vermittelt uns eine in ein relational-evolutionäres Weltbild passende brauchbare Grundlage für das Verständnis des Funktionierens einer menschlichen Gesellschaft
w. Sie ist nicht direkt eine Theorie der kulturellen Evolution, obschon Giddens auch kurz auf eine dreiteilige Klassifikation von Gesellschaftswtypen zu sprechen kommt, die mit der evolutionären Dreiteilung, wie wir sie in 4 betrachten werden, im wesentlichen
übereinstimmt.35Giddens 1984: 181-182. Er unterscheidet die folgenden Typen: "Tribal society", "class-divided society" und "class society (capitalism)".
Der zirkuläre Selbstorganisationsaspekt aber, der im Konzept der Dualität von Handeln und Struktur drin steckt, weist auf die inhärente Möglichkeit gesellschaftlichen Wandels hin. Im folgenden befassen wir uns mit einigen z.T. auch schon älteren Vorstellungen, die expliziter mit dem Vorgang der kulturellen Evolution zu tun haben und meistens entweder einem atomistischen oder einem holistischen Weltbild zugeordnet werden können. Auf eine derartige Gegenüberstellung haben wir mit einigen Beispielen schon in 2.1 hingewiesen, und natürlich ist die Entscheidung darüber auch relativ willkürlich, welche Ansätze unter dem Titel "Gesellschaftstheorie" und welche eher unter dem Titel "Kulturelle Evolution" behandelt werden sollen. Hier aber noch eine ergänzende Bemerkung: Wenn wir beim atomistischen Blick von den Teilen her zuerst das Infrastrukturelle ins Auge fassen, gelangen wir zu materialistischen Positionen. Umgekehrt ist die Wahl der superstrukturellen Ebene als Ausgangspunkt mit einer idealistischen Position verknüpft.