Ein Weltbild umfasst mehr als das Bild, das sich die Wissenschaft von der Welt macht. Das ist notwendig, denn was die Wissenschaft produziert, ist, wie Georg Picht es ausdrückt, eine aus der Natur herausgetretene Projektion des menschlichen Geistes, die uns eine Welt allgemeiner Gesetzmässigkeiten eröffnet, damit aber auch abgehoben ist von den jeweiligen Besonderheiten der konkreten Kontextes, in dem wir
leben.157Siehe Georg Picht 1979: 66.
Ein notwendiger Schritt über die Grenzen der Wissenschaft hinaus führt zur Philosophie. "Während wissenschaftliche Erkenntnisse auf je einzelne Gegenstände gehen, von denen zu wissen keineswegs für jedermann notwendig ist, handelt es sich in der Philosophie um das Ganze des Seins, das den Menschen als Menschen angeht, um Wahrheit, die, wo sie aufleuchtet, tiefer ergreift als jede wissenschaftliche Erkenntnis.", meint Karl
Jaspers.158Karl Jaspers 1975: 34.
Aber nicht jede Art von Philosophie ist für unser Anliegen tauglich. Letztlich benötigen wir - dies ist meine Überzeugung - eine Philosophie des Lebens, die das Ganze solchen Lebens einfängt, eine ökologisch orientierte Philosophie, wie sie etwa Henryk Skolimowski postuliert: "Öko-Philosophie bedeutet eine Verpflichtung gegenüber menschlichen Werten, der Natur, dem Leben selbst ... ist spirituell lebendig ... betont individuelle
Verantwortung."159Henryk Skolimowski 1988: 40-50.
Letztlich ist Philosophieren aber nur dann sinnvoll, wenn es sich zu den wiederkehrenden allgemeinen Fragen äussern kann, die die Menschen in ihrem lebensweltlichen Alltag beschäftigen. Umgekehrt bildet die Lebenswelt ihrerseits eine Quelle der Orientierung - und damit ist ein zweiter Schritt aus der Wissenschaft heraus angesprochen -, indem menschliches Leben aus der Erfahrung des Zusammenseins mit andern Menschen und der Auseinandersetzung mit der Umwelt Sinn gewinnt. Implizit (d.h. nicht ohne weiteres diskursiv) verfügbares Erfahrungswissen bzw. gelebtes Wissen kann "wahrer" sein als wissenschaftliches Expertenwissen. Damit ist aber auch gesagt, dass wir nicht hoffen können, Probleme ohne den Einbezug der von ihnen Betroffenen zu lösen. Umgekehrt kann aber lebensweltlich konstituierter Sinn auch unökologisch sein - z.B. wenn die Seite der sozialen Ökologie von derjenigen der umweltbezogenen Ökologie stark abgespalten ist - und zu seiner Ökologisierung einer wissenschaftlich motivierten Aufklärung bedürfen. Somit heisst es nicht, dass wir die Wissenschaft zugunsten von Alltagswissen aufgeben sollten, sondern es geht um die Anerkennung der Bedeutung solchen Wissens und um die Wechselwirkungen mit ihm.