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Einführung in die Humanökologie

Einführung

1. Begriffliches
1.1 Zur Ökologie
1.2 Zur Humanökologie
2. Die “alte” Humanökologie: Intradisziplinäre Ansätze
2.1 Biologie
2.2 Geographie
2.3 Ethnologie (Kulturanthropologie)
2.4 Soziologie
2.5 Psychologie
3. Zur ökologischen Krise
3.1 Gibt es überhaupt eine Krise?
3.2 Zur politischen Debatte
3.3 Zur wissenschaftlichen Debatte
4. Wie weiter?
4.1 Die technologische Perspektive
4.2 Die humanökologische Perspektive
Hier wird eingesehen, dass das "Umweltproblem" nicht ein Problem der Umwelt, sondern ein Problem des Menschen bzw. der menschlichen Gesellschaft ist.147
Es sei denn, wir würden einen soziobiologischen Standpunkt der Art vertreten, dass der Mensch mit seiner Ausstattung und seinen Fähigkeiten ein Produkt der Natur sei. Das würde dann aber heissen, dass die Natur an ihrer Zerstörung gewissermassen selbst schuld ist!
Dazu Bernhard Glaeser:
"Natur in der Krise" ist nichts als Sprachmetaphorik und ein Beispiel für ungenaues Denken ... In der Krise ist allenfalls die Kultur, krank die Gesellschaft, welche die Naturbasis des eigenen Überlebens in Frage stellen.[f]Glaeser 1992: 203.
Entsprechend erfolgt eine Verschiebung des fachlichen Schwerpunktes von den Natur- und Technikwissenschaften zu den Sozial- und Geisteswissenschaften. Die Umweltprobleme nicht nur als zu bekämpfende Symptome zu betrachten, sondern zu ihren Ursachen auf der Seite des Menschen und seiner Gesellschaft zurückzuverfolgen, bedeutet dabei zunächst einfach einen verschärften wissenschaftlichen Ansatz, der den Dingen wirklich auf den Grund gehen will. Wenn wir aber weiter im Sinne der oben zitierten Metapher von Joan Davies daran denken, dass wir die ganze Zeit schon nicht etwas uns grundsätzlich Fremdes, sondern letztlich uns selbst betrachtet haben, werden wir dazu kommen, an die Stelle der bisherigen manipulativen eine partizipative Einstellung zu setzen. Das heisst, es ist eine Wissenschaft in Form einer Art von "teilnehmender Beobachtung" angebracht, und aus der bisher üblichen Distanz zum Objekt der Untersuchung muss eine Nähe werden. Mit was immer wir uns beschäftigen, wir sind mit ihm in einer reflexiven Schleife verbunden, und wir können daraus dann sehen, dass auch unser bisheriges wissenschaftlich-technisches Tun an der ökologischen Krise mitschuldig ist - schliesslich ist die Wissenschaft der grundlegende Faktor an der Basis der explosiven neuzeitlichen Entwicklung von Technik und Wirtschaft, genau der Entwicklung, deren Folge jetzt die Umweltproblematik ist. Daraus ist ersichtlich, dass wir auf eine verstärkte Selbstreflexion solchen Tuns pochen müssen, und dies führt dann schlussendlich dazu, dass wir die Sicht für eine transformierte oder erweiterte Form von Wissenschaft gewinnen werden. Dies ist absolut notwendig, denn wir können nicht erwarten, die durch bisheriges Denken und Tun kreierten Probleme mittels der gleichen Art von Denken und Tun wieder beheben zu können - dies würde bedeuten, das Kunststück des Barons von Münchhausen wiederholen zu wollen, der sich weiland am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog.
Eine veränderte Wissenschaft verlangt als Gegenpart aber auch bewusstseinsmässig veränderte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die sich mit ihrem ganzen Menschsein eingeben und nicht nur mit der rationalen Intelligenz ihres Kopfes. Dies bedeutet aber, dass die bisherige Vorstellung, wissenschaftliches Tun bestehe in wertfreiem Beschreiben und Erklären, nicht länger haltbar, insbesondere nicht, wenn eben humanwissenschaftlich gearbeitet wird. Wissenschaft innerhalb der humanökologischen Perspektive wird dann zu kritischer Humanwissenschaft. Dies ist auch nichts total Neues, denn ein ähnliches Anliegen ist schon in der Soziologie ausserhalb der Thematik der Umweltprobleme diskutiert worden. So meint Anthony Giddens, dass Soziologie nicht nach dem Vorbild der Naturwissenschaften modelliert und damit kein neutrales intellektuelles Unternehmen sein könne. Statt gleichgültig den praktischen Folgen ihrer eigenen Analysen gegenüberzustehen, müsse sie direkt mit Kritik an sozialen Zuständen verbunden sein. So sagt Giddens,
that sociology ... necessarily has a subversive quality. Its subversive or critical character, however, ... does not carry with it (or should not do so) the implication that it is an intellectually disreputable enterprise. On the contrary, it is exactly because sociology deals with problems of such pressing interest to us all (or should do so), problems which are the objects of major controversies and conflicts in society itself, that it has this character.148
Anthony Giddens 1986: 2.
Wie gesagt, wir können eine entsprechend erweiterte Überlegung auf die Humanökologie anwenden. Mehr zu konkreten Aspekten der humanökologischen Perspektive im nächsten Abschnitt.
4.3 Nicht das eine oder das andere, sondern das eine im anderen
4.4 Weltbildtypen
5. Die “neue” Humanökologie: Eine übergeordnete Perspektive
5.1 Zur organisatorischen Entwicklung
5.2 Der transdisziplinäre Aspekt
5.3 Der transwissenschaftliche Aspekt
5.4 Der evolutionäre Aspekt
5.5 Der transpersonale Aspekt
Zitierte Literatur