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Ökonomisches

Ökonomisches

1. Begriffliches
1.1 Zum Begriff der Ökonomie
1.2 Zum Begriff der Arbeit
1.3 Zum Begriff des Kapitals
2. Formen der Arbeit
2.1 "Arbeit" in archaischen Wildbeutergesellschaften
2.2 Arbeit in den politischen Sklavenhalter-Gesellschaften der Antike
2.2.1 Landwirtschaftliche Arbeit als kultische Handlung
2.2.2 Die mehr oder weniger natürliche Arbeitsteilung: Handwerk und Frauenarbeit
2.2.3 Sklavenarbeit
Der klassischen Polis-Zeit vorausgehend (8.-6. Jh. v.u.Z.) hatte an zahlreichen Küstenplätzen des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres eine griechische Kolonisation stattgefunden. Diese führte zu einem allmählichen Anwachsen von Handel und Gewerbe. Am Anfang des 5. Jh. v.u.Z. gab es schon eine gewisse Produktion für den Markt und eine entsprechende Geldwirtschaft. Allgemein nahm das Interesse an einer Intensivierung der Produktion zu und führte zu einer wachsenden Verwendung von Sklaven.49
Vgl. Ebert u.a. 1984, 34-35.
Nach den Perserkriegen (492-479 v.u.Z.) soll es in Athen 80 bis 90 000 Sklaven gegeben haben, d.h. auf jeden freien männlichen Erwerbsfähigen etwa deren zwei. Sklaven waren ein frei verfügbares Eigentum ihres Besitzers, also eine Ware. Entsprechend wurden sie auch meist durch Kauf erworben; gelegentlich kamen auch versklavte Kriegsgefangene dazu.50
Siehe Ebert u.a. 1984, 45.
In der marxistischen Theorie werden die antiken Kulturen als “Sklavenhaltergesellschaften” bezeichnet, und Friedrich Engels war der Meinung, ohne Sklaverei hätte es keine Arbeitsteilung geben können, ja wäre die ganze antike Zivilisation unmöglich gewesen: “Ohne Sklaverei kein griechischer Staat, keine griechische Kunst und Wissenschaft, ohne Sklaverei kein Römerreich.”51
Friedrich Engels, zitiert in Carl W. Weber 1989a, 195.
Carl W. Weber ist einverstanden damit, dass die Sklaverei ein grundlegendes Element der griechischen Zivilisation war, hält aber sonst diese Aussage in ihrer Ausschliesslichkeit für übertrieben.52
Vgl. Weber 1989a, 200.
Wie selbstverständlich aber die Sklavenhaltung dem antiken Bewusstsein erschien, lässt sich vielleicht am Beispiel der Grabstele eines Sklavenhändlers erahnen, auf der seine “Verdienste” dargestellt sind (siehe Abb.4).
Abbildung 4: Grabstele des Sklavenhändlers Aulos Kaprileos aus Amphipolis vom Ende des 1. Jh. n.u.Z. (aus Ebert u.a. 1984, 105)
Abbildung 4: Grabstele des Sklavenhändlers Aulos Kaprileos aus Amphipolis vom Ende des 1. Jh. n.u.Z. (aus Ebert u.a. 1984, 105)
Was haben die Sklaven und Sklavinnen denn überhaupt gearbeitet, was war ihre ökonomische Bedeutung? Zur Beantwortung dieser Frage muss grundsätzlich unterschieden werden zwischen Haussklaven und -sklavinnen und Unfreien, die in der Produktion tätig waren. Die ersteren wurden gesamthaft oikétai genannt, ein Wort, das von oikos (vgl. 1.1) abgeleitet ist, und für die typischen, in jedem Haushalt anfallenden Arbeiten wie Waschen, Putzen, Weben, Spinnen, Wasser holen, Einkaufen, Getreide mahlen, Backen, Kochen, bei Tisch bedienen usw. eingesetzt. Allgemein stellten sie die Stütze der oikonomia, der Hauswirtschaft dar. In begüterten Familien war es auch üblich, dass Sklavinnen die Funktion von Ammen und Kindermädchen ausübten und Sklaven diejenige von sog. “Pädagogen”, deren Aufgabe es war, heranwachsende Knaben überall hin zu begleiten und ihnen ihre Utensilien nachzutragen. Dass sich aus diesen Tätigkeiten Vertrauensstellungen entwickelten, war durchaus nicht unüblich, auch nicht, dass es zu lebenslangen engen Beziehungen zwischen Ammen bzw. “Pädagogen” und ihren Zöglingen kam. Dies waren Situationen, in denen die Institution der Sklaverei einigermassen menschliche Züge bekommen konnte. Andererseits blieb eine soziale Barriere immer bestehen, und im Handkehrum konnten Sklaven oder Sklavinnen brutal bestraft werden, wenn sich ihr Herr über irgendetwas ärgerte. Und dass sich dieser wohl oft das Recht herausnahm, die Sklavinnen in seinem Haus als Konkubinen zu betrachten, würde nach heutigem Verständnis in die Rubrik “sexueller Missbrauch” fallen.53
Nach Weber 1989a, 147-154.
Es wird geschätzt, dass etwa die Hälfte der athenischen Haushalte über Sklaven verfügte. In denjenigen wohlhabender Bürger gab es mehrere; z.B. hatte Platon deren 5, Aristoteles sogar deren 13 oder mehr.54
Von Aristoteles stammt auch die Aussage “Ein vollständiger Haushalt besteht aus Sklaven und Freien” (zitiert aus Weber 1989a, 147).
Gesamtwirtschaftlich gesehen, meint Weber, komme diesen Haussklaven keine allzu grosse Bedeutung zu. Sie seien eine Art “Luxusware” gewesen, man hätte auch ohne sie auskommen können. Im Gegenteil, sie hätten insgesamt sogar eher einen negativen Effekt gehabt, indem angesichts der Bevölkerungszahl die regionale Landwirtschaft für die Selbstversorgung nicht ausreichte und Getreide eingeführt werden musste.55
Vgl. Weber 1989a, 156-157.
Anders war es mit den Unfreien, die in der Landwirtschaft tätig waren, die auch in der klassischen Zeit immer noch die eigentliche Basis des Wirtschaftslebens darstellte. Hier stellten sie einen bedeutenden ökonomischen Faktor dar. Da technische Hilfmittel fast ganz fehlten, fiel eine Menge Arbeit an, v.a. bei der Pflege der Oliven- und Weinkulturen. Selbst ärmere Bauern hielten meist mindestens einen Sklaven. Auf kleinen bis mittelgrossen Betrieben arbeiteten Herren und Sklaven zusammen, während auf den grossen Gütern der Besitzer nicht selbst Hand anlegte. Hier stellte die Sklavenhaltung ein hierarchisches System mit Aufsehern und Vorarbeitern dar.56
Siehe Weber 1989a, 159-163. Vgl. auch Ebert u.a. 1984, 37.
Ausserhalb der Landwirtschaft wurden Sklaven auch in gewerblichen Betrieben beschäftigt. Dabei handelte es sich meistens um Kleinunternehmen in Familienhand, aber es gab auch schon ein paar grössere Betriebe, schon eigentliche Manufakturen mit einem industriellen Anstrich. Als Beispiel erwähnt Weber: “Die Gebrüder Lysias und Polemarch hatten ihr Kapital in die Rüstungsindustrie gesteckt. Sie beschäftigten in ihrer Schildfabrik 120 Sklaven.”57
Weber 1989a, 167.
Schliesslich beruhte auch der Bergbau hauptsächlich auf Sklavenarbeit. Einige der dabei anfallenden Arbeiten waren gefürchtet. “Zu den schlimmsten Plackereien gehörten das Hauen und Fördern des Erzes. In den engräumigen, nur etwa 90 Zentimeter hohen Stollen mussten die Säcke von Hand zu Hand weitergereicht werden. Niemand hatte Bedenken, diese Tätigkeit teilweise auch von Sklavenkindern verrichten zu lassen.”58
Weber 1989a, 179. Der Autor weist ergänzend darauf hin, dass auch heute noch Bergwerksarbeiten zu den härtesten und gefahrvollsten gehören, und dass Kinderarbeit unter Tag bis weit ins 19. Jh. gang und gäbe war.
2.2.4 Die Geringschätzung der manuellen Arbeit
2.3 Arbeit in den politischen Feudalgesellschaften des Mittelalters
2.3.1 Die Leibeigenschaft
2.3.2 Die bäuerliche Arbeit
2.3.3 Handwerkliche Arbeit und Zunftwesen
2.3.4 Die Rehabilitierung der Handarbeit
2.4 Arbeit im Industriekapitalismus der neuzeitlichen ökonomischen Gesellschaft
2.4.1 Transformation der Landwirtschaft und Heimindustrie
2.4.2 Fabrikarbeit
2.4.3 Arbeit als Ware
2.4.4 Arbeit als Quelle menschlicher Entfremdung
2.4.5 Taylorismus und Fordismus
2.4.6 Arbeitsmoral versus Berufsethik
3. Arten der Beziehung zum Boden
3.1 Archaische Gruppen als Teil des Landes, auf dem sie leben
3.2 Boden als Eigentum und als Ware: Politische und ökonomische Gesellschaften
4 Kaurischnecken, Geld und Kapital
4.1 Primitive Währung archaischer Art
4.2 Münzen und ihre politische Bedeutung in der Antike
4.3 Fegefeuer, Zins und Kredit im politischen Kontext des Mittelalters
4.4 Koloniale Ausbeutung, Kapitalakkumulation und Kommerzialisierung in der Neuzeit
5 Formen des Tausches: Von der Reziprozität zum Markt
5.1 Reziprozität bei vorpolitischen Gesellschaften
5.2 Redistribution in politischen Gesellschaften
5.3 Handel in den politischen Gesellschaften der Antike und des Mittelalters
5.3.1 Ökonomik versus Chrematistik
5.3.2 Märkte und Messen
5.3.3 Die Kaufleute
5.3.4 Gerechte Preise
5.4 Vom Merkantilismus zum Industriekapitalismus: Der Weg zur neuzeitlichen Marktwirtschaft
5.4.1 Der Merkantilismus und der Binnenmarkt
5.4.2 Vom Kolonialismus zum Industriekapitalismus
6 Zur ökonomischen Standardtheorie
6.1 Einige dogmengeschichtliche Hintergründe
6.2 Einige grundlegende Elemente der Theorie
7 Die Berücksichtigung der natürlichen Umwelt
7.1 Umweltökonomie
7.1.1 Der wohlfahrtsökonomische Ansatz
7.1.2 Der eigentumsrechtliche Ansatz
7.2 Ökologische Ökonomie
7.2.1 Das Konzept der Energie-Verkörperung von Gonzague Pillet
7.2.2 Das Konzept des Naturkapitals von Herman E. Daly
8 Die kulturelle Einbettung der Ökonomie
8.1 Eine Typologie wirtschaftsethischer Denkmuster (Ulrich Thielemann)
8.2 Das Konzept einer kulturellen Ökonomie (Joachim Schütz)
9 Die Globalisierung: Chance oder Risiko? Ein fiktives Gespräch
Zitierte Literatur