Dass die geschilderte Art der Arbeitsorganisation einer Sichtweise der Freien förderlich war, die den Status körperlicher Arbeit gering und die Befreiung von ihr hoch einschätzte, dürfte nicht überraschen.
Anders ausgedrückt: Die einem freien Menschen angemessene Praxis war eine “Tätigkeit, die mit der Natur des Menschen als einem vernünftigen und politischen Wesen
übereinstimmt.”60Vernant 1973, 270.
Zum politischen Handeln gehörten die Teilnahme an der Volksversammlung, das Fungieren als Geschworener oder Mitglied des Rates, das Diskutieren auf der
“Agora”61Ein öffentlicher Platz, in der klassischen Zeit meist von Hallen gesäumt.
. Dazu sollte ein freier Mann auch über Zeit zur Musse
verfügen.62Vgl. Finley 1993, 38-39.
Weber betont aber, dass dies ein Idealbild war, das dem wirklichen Leben nicht entsprach. Die meisten Freien übten einen Beruf aus, der sie in Anspruch nahm, so dass sie sich keineswegs täglich der Politik oder gar dem Nichtstun widmen
konnten.63Vgl. Weber 1989a, 173-174.
Trotzdem: Es sei daran erinnert, dass in einer Stadt nur die in ihr beheimateten erwachsenen Männer volle Bürgerrechte besassen, die Frauen und natürlich die Unfreien waren davon ausgenommen. So ist nicht von der Hand zu weisen, dass die griechische Demokratie nur auf einer Basis von Zwang und Unfreiheit in den Haushalten entstehen konnte. “Innerhalb des Haushaltsbereichs konnte es ... Freiheit überhaupt nicht geben, auch nicht für den Herrn des Hauses, der als frei nur darum galt, weil es ihm freistand, sein Haus zu verlassen und sich in den politischen Raum zu begeben, wo er unter seinesgleichen
war.”64Arendt 1992, 34.