Nach Friedrich Engels (1820-1895) ist die Entstehung politischer Strukturen und schliesslich von Staaten auf das Aufkommen von Privateigentum
zurückzuführen.155Siehe Friedrich Engels 1985.
Und indem sich solches Eigentum fast ausschliesslich in den Händen von Männern konzentriert, ist daraus auch ableitbar, dass die entstehenden politischen Strukturen mit einer Herrschaft der Männer über die Frauen, also mit dem Patriarchat verknüpft sind. Genauer gesagt geht es dabei um Privateigentum an den Produktionsmitteln, insbesondere an Boden, denn erst diese Situation spaltet die Gesellschaft in Klassen und ermöglicht Herrschaftsverhältnisse. Allerdings ist damit nicht erklärt, wie es denn überhaupt zur Bildung von Privateigentum kommt, und Heide Göttner-Abendroth ist denn auch der Meinung, dass dies ein Phänomen sei, das der Etablierung von Herrschaft nachfolge und nicht vorausgehe. Sie sieht dabei einen Zusammenhang mit der Vorstellung, dass Herrschaft mittels Eroberungen etablierbar ist. Die Sieger mussten nur eine Technologie erfinden, "die Unterlegenen unterlegen zu halten."
Gegen die Engelsche Hypothese spricht auch der empirische Umstand, dass es viele Beispiele von hierarchisch organisierten Gesellschaften gibt, in denen Privateigentum nicht bekannt
ist.157Nach Dürrenberger 1989, 118.
Andererseits versucht Irmgard Sellnow für Polynesien nachzuweisen, dass dort tatsächlich das Privateigentum an Grund und Boden die Grundlage für die gesellschaftliche Klassenspaltung
war.158Siehe Irmgard Sellnow 1973, 76 ff.
"Wo ... das wichtigste Produktionsmittel weiterhin Gemeineigentum blieb, dort konnte sich keine herrschende Klassse herausbilden," sagt
sie.159Sellnow 1973, 79.