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Weltbilder

Weltbilder

Einführung
1. Begriffliches und Grundsätzliches
1.1 Was ist ein Weltbild?
1.2 Alternative Bezeichnungen
Es hat sich im allgemeinen eingebürgert, für das, was wir in 1.1 beschrieben haben, eben den Begriff "Weltbild" zu verwenden. Es gibt aber auch andere Vorschläge. Z.B. hat der englische Philosoph Alfred North Whitehead (1861-1947) es vorgezogen, im Falle eines Weltbildes, insbesondere auch im Zusammenhang mit seinem eigenen organismischen Weltbild, von "Kosmologie" zu sprechen.5
Siehe Alfred North Whitehead 1984: Der Untertitel seines Buches "Prozess und Realität" lautet: "Entwurf einer Kosmologie". Dieses Werk ist schwer zu lesen und zu verstehen. Eine Einführung in das Denken Whiteheads bietet Michael Hauskeller 1994. Zur Vermeidung von Verwechslungen wäre aber zu beachten, dass sonst das Wort "Kosmologie" meist im Zusammenhang mit rein astrophysikalischen Beschreibungen des Universums verwendet wird.
Daneben existiert in verschiedener Form auch die Forderung, es sollten verschiedene Begriffe voneinander unterschieden werden. Alexander Ulfig z.B. möchte zwischen "Weltanschauung" und "Weltbild" differenzieren. Mit dem ersteren Begriff meint er dasselbe, was wir in 1.1 als Weltbild beschrieben haben:
Weltanschauung: allgemein die Gesamtheit von Auffassungen über Aufbau, Ursprung und Ziel, Sinn und Wert der Welt und des menschlichen Lebens. Mit einer Weltanschauung ist die Frage nach der Deutung und dem Sinn des Weltganzen verbunden; Weltanschauung geht meistens auf das Ganze, auf die letzten und universalen Fragen der Welt und des menschlichen Lebens, beinhaltet sodann die Ideale und die obersten Grundsätze der Lebensgestaltung und hat insofern lebens- bzw. handlungsorientierende Funktion.6
Alexander Ulfig 1993: 476-477.
Danach sagt Ulfig, wie er davon den Begriff des Weltbildes unterscheiden möchte:
Eine Weltanschauung unterscheidet sich von einem Weltbild; eine Weltanschauung beinhaltet ... die letzten Werte/Wertungen und die metaphysischen und religiösen Fragen nach dem Sinn der Welt und des Lebens, nach dem Weltganzen. Dagegen fehlen bei einem Weltbild solche Werte/Wertungen und Fragen; ein Weltbild ist immer an bestimmte historische Epochen gebunden; es beinhaltet traditionell eine meist theoretische und (natur-)wissenschaftliche Explikation der vorfindlichen Wirklichkeit.7
Ulfig 1993: 477.
Ulfig weist dann aber darauf hin, dass in einigen Konzeptionen - er nennt hier explizit die soziologischen Theorien - behauptet werde, zu einem Weltbild gehörten auch normative bzw. auf Werte bezogene Gesichtspunkte. In solchen Fällen verschwände damit die Differenz zwischen "Weltanschauung" und "Weltbild", und in neuerer Zeit werde sowieso der letztere Begriff bevorzugt.8
Vgl. dazu Ulfig 1993: 477.
Jean Gebser, der uns durch seine Darstellung der menschlichen Bewusstseinsentwicklung im Lauf der kulturellen Evolution schon bekannt ist (vgl. 4 in "Bewusstsein"), möchte der jeweiligen Bewusstseinslage entsprechend für jede Entwicklungsstufe einen separaten Begriff verwenden. Tabelle 1 bietet eine entsprechende Übersicht. Gebser liefert dazu die folgenden Kommentare:
·
Zur Welt-Erkenntnis: "Jedes 'Erkennen' trägt in unseren europäischen Sprachen noch heute jene sexuelle Betonung, die diesen biblischen Ausdruck charakterisiert: es ist immer, selbst in der übertragenen Bedeutung, ein aus dem Vitalen heraus vollzogener Akt, wodurch seine Zugehörigkeit zum Magischen erkenntlich wird."9
Gebser 1949: 376.
·
Zum Welt-Bild: Dieser Begriff passt zum mythischen Bewusstsein, "denn allem Bildhaften eignet vornehmlich Mythencharakter."10
Gebser 1949: 14.
·
Zur Welt-Anschauung: Diese Bezeichnung deutet darauf hin, dass wir es hier mit Mystik (und Irrationalisierung) zu tun haben, "denn allem Anschauen, insofern es eben Schau ist, eignet vornehmlich Mystikcharakter."11
Gebser 1949: 14.
·
Zur Welt-Vorstellung: Dieses Wort entspricht einem zugrunde liegenden Rationalisierungsvorgang, "denn allem Vorgestellten eignet vornehmlich rationaler Abstraktions-Charakter."12
Gebser 1949: 15.
Tabelle 1: Realisations- und Denkformen (aus Gebser 1949: 431)
Bewusstseinsstufe
Ausdrucksform
Formulierung
Archaisch
Ahnen
Welt-Ursprung
Magisch
Erlebnis
Welt-Erkenntnis: die "erkannte" Welt
Mythisch
Erfahrung
Welt-Bild oder Welt-Anschauung: die angeschaute und gedeutete Welt
Mental
Vorstellung
Welt-Vorstellung: die gedachte und vorgestellte Welt
Integral
Wahrung
Welt-Wahrung: die wahrgenommmene und wahrgegebene Welt
Hier einigen wir uns darauf, dass wir der Einfachheit halber für alle Epochen der Kulturgeschichte den Begriff "Weltbild" verwenden.
1.3 Gibt es eine Logik des Weltbildwandels?13
Dieser Abschnitt ist mit Änderungen übernommen aus Dieter Steiner 1996: 18-21.
1.4 Ein idealtypisches Schema
1.5 Parallelisierung von Weltbildarten, Bewusstseinsstufen und Gesellschaftstypen
1.5.1 Nicht-hierarchisches Weltbild
1.5.2 Holistisch-organismisches und atomistisch-mechanistisches Weltbild
1.5.3 Relational-evolutionäres Weltbild
2. Holismus versus Atomismus: Zwei Weltbilder im Widerstreit41
Dieses Kapitel ist mit Änderungen übernommen aus Steiner 1996: 28-38.
2.1 Zwei Kulturen
2.2 Geist versus Materie
2.3 Zwecke versus Ursachen
2.4 Werte versus Fakten
2.5 Konsequenzen für das Mensch-Umwelt-Verhältnis
3. Überwindung der Gegensätze: Archaisches in Vergangenheit und Zukunft97
Dieses Kapitel ist mit Änderungen übernommen aus Steiner 1996: 38-49.
3.1 Das undifferenzierte Weltbild der archaisch-matrizentrischen Zeit
3.2 Leben ist mehr als Sprache
3.3 Die Dualität des relationalen Weltbildes
3.4 Warum der Zusatz "evolutionär"?
3.5 Verbindung zwischen Zwecken und Ursachen
3.6 Versöhnung zwischen Werten und Fakten
3.7 Die ökologische Vernunft kann nicht etwas Beliebiges sein
4. Rolle und Bedeutung der Deutungssysteme Religion, Philosophie und Wissenschaft171
Dieses Kapitel ist mit Änderungen übernommen aus Steiner 1998.
4.1 Der heutige Orientierungsverlust
4.2 Die "seelisch-geistige Nahrungskette"
4.3 Zu den "Nahrungsunterbrüchen" und ihrer Überwindung
4.3.1 Wissenschaft
4.3.2 Philosophie
4.3.3 Religion
Zitierte Literatur