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Einführung in die Humanökologie

Einführung

1. Begriffliches
1.1 Zur Ökologie
1.2 Zur Humanökologie
2. Die “alte” Humanökologie: Intradisziplinäre Ansätze
2.1 Biologie
2.2 Geographie
2.3 Ethnologie (Kulturanthropologie)
2.4 Soziologie
2.5 Psychologie
3. Zur ökologischen Krise
3.1 Gibt es überhaupt eine Krise?
3.2 Zur politischen Debatte
3.3 Zur wissenschaftlichen Debatte
4. Wie weiter?
4.1 Die technologische Perspektive
4.2 Die humanökologische Perspektive
4.3 Nicht das eine oder das andere, sondern das eine im anderen
4.4 Weltbildtypen
In Tabelle 5 werden die beiden Perspektiven auch mit zwei unterschiedlichen Weltbildern assoziiert. Ein Weltbild können wir verstehen als den inhaltlichen Aspekt eines Bewusstseinszustandes, als eine Sinnstruktur, die ausdrückt, wie wir uns die Welt insgesamt, auch mit unserer eigenen Position darin, vorstellen. Im Prinzip hat jeder Mensch seine eigenes persönliches Weltbild. Hier interessieren wir uns aber für Gemeinsamkeiten in solchen individuellen Sinnstrukturen, was uns dann erlaubt, von Weltbildern mit kollektiver Bedeutung zu sprechen, und wir finden, dass eine bestimmte Ausprägung eines solchen Weltbildes jeweils in einer bestimmten Zeitepoche vorherrscht. Dies hat eine durchaus praktische Bedeutung: Ein Weltbild nimmt bewusst oder unterbewusst Einfluss darauf, wie wir mit der aussermenschlichen Natur umgehen, sie allenfalls umzugestalten versuchen, und auch darauf, welche Art von Gesellschaftsordnung wir als gewissermassen "natürlich" betrachten. Eine kurze einführende Diskussion zu diesem Thema können wir auf der Grundlage des idealtypischen Schemas führen, wie es in Abbildung 9 wiedergegeben ist - ausführlicher werden wir uns in einem speziellen Kapitel damit befassen. In der genannten Abildung wird die Unterscheidung zwischen einem holistischen, einem relationalen und einem atomistischen Weltbild gemacht. Im holistischen Weltbild gilt der Vorrang des Ganzen vor den Teilen: Diese erhalten ihre Eigenschaften kraft der Position, die sie im Rahmen des Ganzen einnehmen. Umgekehrt gibt es im atomistischen Weltbild einen Primat der Teile vor dem Ganzen. Dieses lässt sich mit seinen Eigenschaften als Epiphänomen aus den Teilen und ihren Merkmalen ableiten. Die Rede von Holismus und Atomismus verlangt genau genommen, dass die Welt als hierarchisch strukturiert vorgestellt wird.150
Dabei ist die im heutigen wissenschaftlichen Zeitalter anerkannte Hierarchie eine, die man sich als aus der Evolution hervorgegangen vorstellt: Subatomare Teilchen verbinden sich zu Atomen, diese zu Molekülen usw. bis hinauf zu den Organismen, Sozietäten und Ökosystemen. In der vorwissenschaftlichen Zeit waren dagegen hierarchische Vorstellungen einer anderen Art massgebend, solche die abgestufte Positionen mit Schöpfer und Schöpfung in Verbindung brachten, z.B. die Reihenfolge göttliche Figuren, Engel, Menschen und Tiere.
Eine holistische Sichtweise sieht dann also die Dinge "von oben nach unten", eine atomistische umgekehrt "von unten nach oben"; es handelt sich also um einen Gegensatz von Einseitigkeiten.
Abbildung 9: Schematische Darstellung der drei grundlegenden Weltbild-Typen. Der Ausgangspunkt ist jeweils schwarz eingefärbt: Links das Ganze, in der Mitte die Teile, rechts die Beziehungen. Die hierarchische Beziehung setzt sich über mehrere Ebenen fort.
Abbildung 9: Schematische Darstellung der drei grundlegenden Weltbild-Typen. Der Ausgangspunkt ist jeweils schwarz eingefärbt: Links das Ganze, in der Mitte die Teile, rechts die Beziehungen. Die hierarchische Beziehung setzt sich über mehrere Ebenen fort.
Eine gewissermassen versöhnende Verschmelzung der holistischen mit der atomistischen Sichtweise führt logischerweise zu einer Art Mittelding, das wir als relationales Weltbild bezeichnen können. Hier gibt es weder einen Vorrang des Ganzen vor den Teilen, noch einen solchen der Teile vor dem Ganzen, sondern es sind die Beziehungen zwischen den Teilen, die den den massgeblichen Ausgangspunkt darstellen. Von ihm aus werden sowohl die Eigenschaften der Teile wie auch diejenigen des Ganzen bestimmt. Damit wird auch der statische Charakter sowohl des holistischen wie auch des atomistischen Weltbildes - es steht immer etwas Vorgegebenes mit festen Eigenschaften am Anfang, das Ganze im einen, die Teile im andern Fall - durch einen dynamischen Charakter ersetzt.151
Deshalb hängt das relationale Weltbild auch mit dem Thema der Selbstorganisation zusammen. Dabei müssen wir allerdings sehen, dass die gegenwärtige Rede von der Selbstorganisation bis zu einem gewissen Grade eine Modeströmung ist. Die grundlegenden Sinnfragen sind damit nicht vom Tisch. Beruhen die Selbstorganisationsprozesse auf reinem Zufall oder steckt mehr dahinter? Was ist es, das sich da selbst organisiert?
Als Folge wechselnder Relationen können sowohl das Ganze wie auch die Teile ihren Charakter verändern.
5. Die “neue” Humanökologie: Eine übergeordnete Perspektive
5.1 Zur organisatorischen Entwicklung
5.2 Der transdisziplinäre Aspekt
5.3 Der transwissenschaftliche Aspekt
5.4 Der evolutionäre Aspekt
5.5 Der transpersonale Aspekt
Zitierte Literatur