Der lokale Handel wickelte sich zunächst in der Direktbegegnung zwischen Produzierenden und Konsumierenden auf dem Markt ab. Aber schon früh, in England ab dem 13. Jh., gab es auch hier Kaufleute, die, besonders beim Getreidehandel, als Vermittler zwischen Land und Stadt fungierten. Und mit der Zeit entstand eine ganze Kette von Mittelspersonen, über die der grösste Teil des Handels mit landwirtschaftlichen Produkten (Butter, Käse, Geflügel, Eier, Obst, Gemüse, Milch)
lief.220Nach Braudel 1987, 37-38.
“Über diesem Spiel aber gehen die alten Vorschriften, Gewohnheiten und Traditionen zu Bruch, fliegen in
Scherben.”221Braudel 1987, 38.
Allgemein war ein mittelalterlicher Kaufmann, ob im Lokal- oder Fernhandel engagiert, in der immer noch dominant agrarisch geprägten Gesellschaft vorläufig eine ambivalente Figur. Einerseits konnte die Ge¬sellschaft kaum auf ihn verzichten, aber andererseits war sein Sozialprestige recht niedrig, er wurde als zwetrangiger Mensch betrachtet. Eine Tätigkeit, bei der für einen bestimmten Preis gekauft und für einen höheren Preis verkauft wurde, war dem Verdacht der Unredlichkeit und des Betrugs unterworfen (vgl. Abb.17). Und wenn sich daraus Reichtum ergab, war Neid und Missgunst die Folge. In den bewertenden Aufzählungen von Berufen, wie sie die Gottesgelehrten oft vornahmen, wurde der Handel denn auch fast regelmässig als “unehrlich” oder “unrein” bezeichnet. Auch Thomas von Aquin meinte: “Der Handel hat etwas Schimpfliches an sich.”